VON OLIVER HEROLD
Gütersloh. Wenn Arno Schröder morgens mit seinem Gefährt auf dem Weg zur
Arbeit ist, könnten Passanten den Verdacht hegen, letzte Nacht seien
Außerirdische gelandet. Die Verbindung zu luftigen Höhen ist nicht ganz
verkehrt: Handelt es sich bei seinem Fahrzeug doch um ein von einem
Flugzeugingenieur entwickeltes Fahrrad, ein Velomobil, auch "Leitra"
genannt.
",Leitra‘ steht für leichter Individual-Transport", erläutert Arno
Schröder, der seit August letzten Jahres stolzer Besitzer dieses
extravaganten Fahrzeuges ist. Täglich legt er die rund
22-Kilometer-Strecke zwischen seiner Wohnung und seiner Verler
Arbeitsstätte mit diesem ultra-leichten und bei jedem Wetter
einsatzfähigen Gefährt zurück. "Knapp 30 Kilogramm wiegt mein Fahrzeug",
so Schröder, "damit schaffe ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von
rund 22 Stundenkilometern." Auch über 30 Kilometer pro Stunde seien kein
Problem, meint der 35-Jährige.
Die Ausstattung kann sich sehen lassen: Im ultraleichte Formsitz aus
Carbon sitzt
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man lässig und bequem, der Wendekreis ist mit knapp vier
Metern relativ gering. Gelenkt wird das Vehikel mit zwei links und
rechts neben dem Sitz befestigten Hebeln, auf denen gleichzeitig auch
die Blinkeranlage zu bedienen ist. Der Antrieb erfolgt über zwei Ketten
(die Umlenkrolle befindet sich unterm Sitz), für die Schaltung hat
Schröder eine 14-Gang-Rohloff-Nabe gewählt. Gebremst wird mit
Scheibenbremsen, "eine Sonderausstattung, weil sie der Trommelbremse
deutlich überlegen ist", so Schröder, der beruflich als Techniker und
Verkäufer in einem Verler Musikgeschäft arbeitet.
Außerdem: Der manuell zu steuernde Scheibenwischer, der integrierte
Rückspiegel und die elektrisch betriebene Blink- und Lichtanlage
garantieren zusätzliche Sicherheit im Straßenverkehr. Übrigens besteht
für den "Leitra" keine Verpflichtung, den Fahrradweg zu nutzen: "Das ist
in der Straßenverkehrsordnung geregelt", so Schröder. Durch den
Gitterrohrrahmen (ähnlich wie bei Formel-1-Wagen) hat man einen
optimalen Seitenaufprallschutz, die leicht abnehmbare Haube schützt den
Fahrer wie ein großer Helm.
Allerdings hat das
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Vergnügen seinen Preis: Knapp 7.500 Euro hat Arno
Schröder für seinen "Leitra" bezahlt, darüber hinaus musste er auf sein
Gefährt (übrigens eine Sonderanfertigung) fast fünf Monate warten.
Dennoch : "Selbst wenn sich der Anschaffungspreis im ersten Moment sehr
hoch anhört, durch die Unterhaltungskosten, die ich für einen Zweitwagen
spare, rechnet sich der ,Leitra‘ ziemlich schnell", erläutert der
Gütersloher. Außerdem hat er einen Sponsor gefunden, durch den die
Anschaffungskosten etwas herabgesenkt wurden. "Und ich tue etwas für
meine Fitness", freut sich Schröder, der, wie er sagt, "einfach das
Besondere liebt".
Weltweit gibt es bereits um die 250 "Leitras", in Deutschland sind es
rund 100. Die Idee dieser umweltschonenden Fahrzeuge hatte bereits Ende
der 70er Jahre der dänische Flugzeugingenieur C.G. Rasmussen, der damit
ein zukunftsweisendes Individualverkehrsmittel schaffen wollte.
"Selbst bei starkem Wind ist das Fahren immer noch ein Vergnügen", sagt
Schröder, der mit seinem Gefährt binnen eines Jahres bereits gut 3.000
Kilometer zurückgelegt hat.
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